Ich beziehe die Blutegel von der Biebertaler Blutegelzuch (BBEZ), einem zertifizierten Lieferanten für das „Arzneimittel“ Blutegel, mit sehr hohen Qualitäts- und Hygieneanforderungen.

Bild 1:  Einer von mehreren Zuchtteichen für Blutegel (Quelle: BBEZ)

Die eingesetzten Blutegel, überwiegend der Gattung Hirudo verbana, gehören zu den Ringelwürmern und sind mit dem Regenwurm verwandt. Sie leben in sehr sauberem Süßwasser in Überflutungsteichen und Flussdeltas der Donau abwärts ab Serbien sowie in Feuchtgebieten der Schwarzmeerregion und der Türkei. Blutegel atmen über die Haut sowohl den Sauerstoff aus der Luft als auch gelösten Sauerstoff aus dem Wasser. Sie können bei genügend Feuchtigkeit über Wochen außerhalb des Wassers überleben. Blutegel werden bis zu 30 Jahre alt, was für Ringelwürmer mit einer üblichen Lebenserwartung von 1 bis 2 Jahren eine absolute Ausnahme darstellt.

Die Blutegel produzieren bestimmte medizinische Wirksubstanzen, die im Verlauf der Evolution so angepasst wurden, dass ein heilender Effekt für die Wirtstiere entstand.  Dieser ist häufig auch für das Wirtstier wahrnehmbar und kann sich z.B. in einer deutlichen Verbesserung am Bewegungsapparat erkrankter Tiere zeigen. Im Verlauf der Evolution hat sich diese, für die Wirtstiere positive Wirkung, im Instinkt der Wirtstiere eingeprägt. Dies zeigt sich unter anderem daran, dass selbst die sehr sensiblen Hauskatzen Blutegel an sich saugen lassen, ohne sie abzustreifen. Ohne diese instinktive „Zusammenarbeit“ zwischen Wirtstier und Blutegel wären die Blutegel mit dieser Art der Nahrungsaufnahme, die ja bis zu einer Stunde dauern kann, nicht überlebensfähig. Sie würden abgestreift werden und verhungern.

Blutegel schützen die Wirtstiere unter anderem durch antimikrobielle Substanzen, die sich in ihrem Magen-Darmtrakt befinden und Fremdbakterien hemmen. Die natürliche, durch die Wirkstoffe der Blutegel ausgelöste Nachblutung reinigt die Wunde der Wirtstiere. Man kann also mit gutem Gewissen behaupten, dass der medizinische Blutegel kein Parasit ist (Schmarotzer), sondern ein Symbiont (für beide „Partner“ vorteilhaft).

Blutegel verfügen über 2 Saugnäpfe, wobei der Bissapparat sich im vorderen Saugnapf befindet, am dünneren Ende des Blutegels. Der Blutegel saugt sich, bevor er sich festbeißt, auf der Haut fest.


Bild 2:  Kopf (erhoben) und Fuß eines Blutegels (Quelle: BBEZ)

Der Bissapparat besteht aus 3 Halbkreisförmigen Gebilden, die jeweils ca. 80 kleine Zähne enthalten. Mit diesen gräbt sich der Blutegel pendelartig durch die Haut des Wirtes (Tier oder Mensch).

Bild 3: Schema Bissapparat im Kopf des Blutegels (Quelle: eigene Praxis)

Zwischen den Zähnen befinden sich Öffnungen, aus denen die Wirkstoffe abgegeben werden. Sobald der Zahnapparat Blutgefäße erreicht hat, wird dieser nicht mehr zum Fräsen genutzt und der Saugvorgang setzt ein. Von einer Mahlzeit können Blutegel bis zu zwei Jahre leben, sie saugen nach der Mahlzeit frühestens wieder nach 5 Monaten.

Bild: Zähne des Blutegels (stark vergrößert; Quelle: BBEZ)

Die Geschlechtsreife tritt ab dem 4. Lebensjahr ein. Blutegel sind zweigeschlechtlich, benötigen jedoch  zur Fortpflanzung einen Partner. Sie befruchten sich gegenseitig als Männchen und Weibchen. Beide Tiere legen dann Kokons mit ca. 10 – 15 Eiern ab, die sich in Abhängigkeit von der Temperatur innerhalb von 4 bis 8 Wochen zu Baby-Egeln entwickeln. Diese sind voll entwickelt und ernähren sich aufgrund ihres kleinen Bissapparates zunächst von Schnecken, Muscheln und nach ca. 6 Monaten von Säugetierblut. Die weitere Ernährung (eine Blutmahlzeit alle 1 bis 2 Jahre) erfolgt vorrangig mit Säugetierblut.

Die Aufzuchtdauer bis zur medizinischen Anwendung beträgt z.B. in der Biebertaler Blutegelzucht ca. 2 Jahre, bei der insgesamt ca. 7 Fütterungen mit Pferdeblut erfolgen.